Dienstag, 24. Februar 2015

Schwimmen lernen rund um Heroina

Die Wettervorhersage für King George Island blieb schlecht. Das würde sich auch am nächsten Tag nicht ändern. Also keine Chance für den Evakuierungsflug.
Aber eine Chance für uns, bis ins Weddellmeer zu fahren. Die Wetterinformationen für den Bereich nordwestliches Weddellmeer waren gut und zum ersten Mal seit Jahren zeigten die Eiskarten, die wir per Satellit abrufen können, offenes Wasser im Weddellmeer. Sogar bis zu den Danger Islands. Damit stand unser Ziel fest: Heroina.

Weddellmeer, Ursprung und Heimat vieler Tafeleisberge.

So viel offenes Wasser im Weddellmeer, eine sehr seltene Chance.

Manche Tafeleisberge sind Kilometer groß.

Adéliepinguine an ihrer "Anlandestelle".

Auf der kleinen Insel Heroina brüten rund 300.000 Adélie-Pinguin-Paare. Das macht inklusive Nachwuchs eine "Gesamtbevölkerung" von über eine Million Adélies. Allerdings, jetzt spät in der Saison sind fast nur noch die Jungtiere dort. Bei den Adélies ist manches anders als bei den Esels- und den Zügelpinguinen. Wenn die Jungtiere mausern verlassen die Eltern die Kolonie. Sie futtern sich im Meer etwas Reserven an und mausern dann selbst irgendwo auf dem Eis oder auf einer anderen Insel.



Junge Adélies mit "Punkfrisuren"...

... auf dem Weg zum Meer.

Der Nachwuchs ist auf sich gestellt. Irgendwann ist der Hunger so groß, daß sie sich auf den Weg machen. Mit dem letzten Flaum wie Punkfrisuren auf dem Kopf watscheln sie hinunter zum Meer. Da erscheint manches wie genetisch programmiert und anderes ist um so erstaunlicher. Daß sie Nahrung im Meer finden, scheint klar zu sein. Daß man im Meer aber schwimmen können muß, scheint für die jungen Adéliepinguine dagegen eine Überraschung zu sein. Instinktiv gehen sie sehr nahe ans Wasser. Wenn dann aber eine Welle über die Felsen spült rennen die meisten weg. Nur die in vorderster Reihe werden von den kleinen Beinen gespült.

Die Hänge zum Meer hinunter sind schietbedeckt. Ganz Heroina ist im
Kilometerumkreis in amoniak-schweren Pinguinkoloniegeruch gehüllt.

Jede Welle nimmt ein paar Neuschwimmer mit.

Andere scheinen ein paar Mal öfter zu überlegen ob das wirklich richtig ist.
Stehen aber hungrig auch irgendwann in der ersten Reihe für die nächste Welle.

Vom Zodiac hören und sehen wir sie schwimmen lernen. Mit ihren Flippern schaufeln sie im Wasser, daß es ringsum spritzt und der größte Teil vom Körper aus dem Wasser herausschaut. Begleitet von lautem - ich kann es nicht anders sagen - wasserscheu klingendem Rufen. Natürlich halten sie den Körper so nicht lange über Wasser. Sie "gehen unter" und stellen sogleich fest, daß sie ganz leicht auch wieder auftauchen. Der Federbesatz ist so dicht und die Federenden sind wie Dachziegel so dicht schließend, daß ein dickes Luftpolster im inneren Federkleid vor Kälte und Wasser schützt.
Das Rufen nach den ersten zig Metern, teils über teils unter Wasser zurückgelegt, klingt dann schon eher wie: "Mist, warum hat mir das niemand vorher erzählt. Schaut her, schaut alle her, ich kann schwimmen!" Und dazwischen von manchen so etwas wie: "Scheiße, und dafür habe ich jetzt tagelang Hunger geschoben."


Lagen vulkanischen Gesteins geben Heroinas Nachbarinsel Comb Island
das gestreifte Aussehen.

Dann folgt bald erfahreneres Schwimmen, wo sie in regelmäßigen Abständen aus dem Wasser herausspringen, atmen, stromlinienförmig wieder eintauchen und auf dem Weg so manches an Krill einsammeln. Dann folgen Ausruhen auf der Eisscholle und die nächste Runde Futtern.






Wir haben unglaubliches Glück, all das bei bestem Wetter und guten Meeresverhältnissen beobachten zu können. Wir umrunden die gesamte Insel.


Die jungen Adélies sind nicht alleine rund um Heroina unterwegs...

Fortsetzung folgt...


1 Kommentar:

  1. Ein wunderbarer Weg, uns teilhaben zu lassen.
    Danke Dir!
    Andrea J.

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