Sonntag, 22. Februar 2015

Gletscherglück

Ein endloses Auf und Ab. Die Drake Passage hat uns zu Beginn der letzten Reise arg zugesetzt. Zwei Tage Stampfen, auf und ab, oft sechs Meter, manchmal auch acht. Ein ganz kleiner Trost, unser Schiff rollt nur minimal. Kleine Flügel, die seitlich unter Wasser ausgefahren werden können, verhindern größere Hin und Her Bewegungen. Ausgerechnet als es zwischen den antarktischen Inseln ruhiger wurde gab es dann einen Unfall. Eine Passagierin ist in der Bar gefallen, hat sich einen Arm kompliziert gebrochen und ein paar Schnittwunden zugezogen. Die Entscheidung des Schiffsarztes lautete "Evakuierung". Das geht nur von King George Island aus, der größten Insel der South Shetland Islands, denn dort gibt es eine Piste für Flugzeuge.
Unser eigentlicher Plan, südwärts bis über den Polarkreis zu fahren, war damit vom Tisch. Zum Glück kann man jetzt rückblickend nur sagen. Wetter- und Eisverhältnisse hätten das meiste von dem Plan vereitelt. Andere Schiffe, die in der Region unterwegs waren, haben entsprechend berichtet.
Tief hängende Wolken verhinderten aber auch den Flug, um die verletzte Passagierin nach Punta Arenas in medizinische Behandlung zu bringen. So waren wir im Tagesumkreis von King George Island gefangen. Genau das hat sich aber als Glück herausgestellt.

Aussicht auf Robert Point, Robert Island.

So haben wir zuerst am nahegelegenen Robert Point eine Anlandung unternommen. Seit unserem ersten Besuch dort, etwas früher in der Saison, ist das einer meiner Lieblingsplätze. Schöne Landschaft, reiches Tierleben und ein guter Aussichtspunkt mit Panoramablick über die ganze Landzunge, die aus der Gletscherwelt von Robert Island hinausragt. Zum Aussichtspunkt führt ein kleiner Anstieg über den Gletscher. Solche Wege zu erkunden, ist eine meiner Spezialitäten im Expeditionsteam. In diesem Fall keine große Aufgabe, denn bis zum Aussichtspunkt auf einer Moräne ist kaum Bewegung im Eis. Das heißt, es gibt keine Spalten.

Bei dem Anblick zieht es mich hinauf aufs Eis.

Wie schon beim vorherigen Besuch hat mich der Gletscher auch dieses Mal magisch angezogen, ihn weiter hinauf zu erkunden. Von einer vom Aussichtspunkt aus mäßig ansteigenden Scheitellinie fällt er zu beiden Seiten zu gegenüberliegenden Buchten von Robert Island ab. Üblicherweise sind solche Scheitel (oder Eisscheiden) arm an Spalten, also leicht begehbar.

Und los! Einen neuen Weg gehen.

Der zeitliche Rahmen der Anlandung erlaubte eine weitere Erkundung, also bin ich los. Eine gute Stunde lang geradeaus auf die Eiskappe hinauf. Der Anstieg wurde dann flacher und schließlich konnte ich die Anlandestelle nicht mehr sehen. Ringsum nur noch Eis. Ein paar dünne Wolkenfetzen strichen mir kühl um den Kopf. Herrlich! Genau das Richtige für mich - und erst recht zum Geburtstag :-)

Die Höhe der Eiskappe ist noch eine knappe Stunde entfernt.

Auf der ganzen Strecke gab es tatsächlich nur ein paar kleine Risse im Eis bzw. in der Schneeauflage. Bis zur höchsten Eishöhe wäre es wohl noch eine knappe Stunde gewesen. Die Zeit hatte ich jedoch nicht. Für den Rückweg zum letzten Boot blieb mir eine halbe Stunde.

Schön, so eine frische Spur im Schnee, still, alleine, intensiv.

Bei zukünftigen Anlandungen werden wir also mit Wander- und Eisbegeisterten eine längere Gletschertour unternehmen.

Fortsetzung folgt...


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