Montag, 5. Januar 2015

"Je blauer desto verboten"

Ich finde oft gerade das Verbotene sehr spannend. Und dieses Blau finde ich unwiderstehlich.


Ich bin in der Antarktis schon mal vorn über gefallen weil ich nur auf das Blau in Schneevertiefungen geachtet habe, aber auf nichts anderes. Ein Stein lag im Weg, über den ich dann ausgerutscht bin. Ich bin auch schon in Spalten geklettert, die so blau waren, daß es wie ein Rausch wirkte. Auch bin ich schon durch einen Eisberg hindurchgelaufen, der im antarktischen Winter im Meereis eingeschlossen war. Auf Meereisniveau hatte er einen tunnelartigen Durchbruch. 

Das Blau zieht mich magisch an. Ich bin blausüchtig.




In diese blauen Räume zwischen Gletscher und tief hängenden Wolken in der Andvord Bay wäre ich am liebsten hinaufgelaufen.





Am Avalanche Glacier konnte ich dann wirklich nicht mehr widerstehen. Nachdem ich die letzten Passagiere zum Schiff zurück gefahren hatte, bin ich noch einmal zum Gletscher gefahren. Ich meine wirklich zum Gletscher. Nicht mit reichlich Abstand, wie wir das aus Sicherheitsgründen mit den Passagieren machen. Gletscher kalben. Und wie der Name sagt, der Avalanche Glacier ist steil, bewegt sich relativ schnell hangabwärts und kalbt daher oft. Natürlich ist es verboten, ganz nah heranzufahren. Egal. Diese Eiskathedrale mußte ich von ganz nah erleben.

Rund 35 bis 40 Meter ist die Gletscherfront hoch.


Und wieder kam dieses berauschende Glücksgefühl, das nur das Eisblau machen kann. Ich konnte mit dem Zodiac nicht ganz bis zum Ende hineinfahren. Ein paar Eisbrocken und kleinere Eisfragmente im Wasser versperrten den Weg ganz hinein. Vielleicht war das auch besser so – obwohl in der Zeit, die ich an der Gletscherfront verbracht habe, nichts heruntergebrochen ist.


 

Ist das nicht wundervoll. Kein Architekt könnte so schön bauen wie das Eis sich durch die Bewegung selbst gestaltet. Immer wieder neu, immer wieder gibt es neue Formen und neues blaues Leuchten.




Keine Sorge, ich passe schon auf mich auf. Trotz Blausucht.


1 Kommentar:

  1. Wow!
    Beeindruckend. Und im Verlauf, mit jedem Deiner Einträge, hallt das (ant-)arktische Leben und die Grandiosität länger nach, erreicht mich im heimischen Sessel oder auch auf dem Bürostuhl.
    Danke Andreas, und weiter so. Norbert

    AntwortenLöschen