Dienstag, 25. November 2014

Es geht los (und ganz nebenbei hat jemand DIE Lösung fürs Klimaproblem gefunden)

Es ist offiziell. Die Antarktissaison startet. Die Reederei hat mitgeteilt, das Schiff sei wieder fit. Die Flugtickets sind umgebucht. Meine Ausrüstung steht ja eh seit über einer Woche bereit.
Die erste Tour wird von Ushuaia durch die Drake Passage direkt zur Antarktischen Halbinsel führen. Der Dampfer wird so gut wie voll sein.
Ich bin gespannt auf die diesjährigen Meereisverhältnisse. 

So fängt die Meereisbildung an.
Aus kleinen Eiskristallen, die auf dem Wasser treiben, ensteht Eisschlamm. Der gefriert zu einer dünnen Eishaut...

Ganz frisches Meereis, das sich unter Druck ineinanderschiebt


Die Meereisausbreitung des vergangenen Winters ist ungewöhnlich groß gewesen. Das muß aber nicht unbedingt heißen, daß es jetzt auch noch so ist. Der Bereich der Antarktischen Halbinsel ist ein weit nach Norden ragender Sporn des Kontinents, an dessen Nordwestseite das Meereis relativ früh aufbricht. Und selbst wenn es viel Eis gibt können ein zwei kräftige Stürme das Eis in Platten und Stücke zerlegen, die sich um so schneller aneinander aufreiben, oder auseinander driften und in der Folge wegtauen. Gleich nördlich, also genau im Bereich der Drake Passage fließt die kräftigste Meeresströmung des ganzen Planeten. Der Antarktische Zirkumpolarstrom quetscht sich zwischen Feuerland und Antarktische Halbinsel hindurch, in jeder Sekunde mit rund 140 Mio. Kubikmeter Wasser. Sein Einfluß auf das Wetter kann einerseits manchem Passagier die Fahrt durch die Drake Passage zum Alptraum machen, andererseits ist es ein Hintergrund warum wir überhaupt um diese Jahreszeit in die Region fahren können. Die heftigste See, die ich in meinen 25 Expeditionsjahren erlebt habe, waren Zwanzig-Meter-Wellen genau in der Region. Aber ich habe die Drake Passage auch schon mehrfach, sogar tagelang, flach wie einen Gartentümpel erlebt.
Ich komme schon wieder ins Erzählen.
Ich freue mich, daß es nun losgeht. Tatsächlich ist es inzwischen so, wenn wir in unseren europäischen Breiten auf den Winter zusteuern und das Tageslicht weniger wird, dann werde ich jedes Jahr unruhig. An irgendeinem Tag ist es dann soweit. Ich sitze am Frühstückstisch oder vorher schon wenn ich unter der Dusche stehe, geht mein Kopf auf reisen. Das ist noch nicht ungewöhnlich. Um die Zeit aber habe ich dann Bilder von Schiffen im Kopf, die aus südlich gelegenen Häfen auslaufen (Kapstadt oder Ushuaia). Bilder von Eisbrechern, die ins frisch aufgebrochene Meereis hineinfahren und es selbst noch weiter aufbrechen. Sich einen Weg bahnen. Sich der antarktischen Küste annähern. Dann werde ich unruhig. Ich habe das Gefühl, ich muß schnell meine Ausrüstung packen - und los. Dem Moment entgegen, zum ersten Mal in der neuen Saison in der Antarktis an Land zu gehen, aufs Eis zu gehen. Licht und Klarheit aufsaugen. Nach ein bis zwei Wochen, je nach Wetter, macht das viele Lichte so etwas wie einen Rauschzustand. Wundervoll.
Vielleicht, nach dem meereisreichen Winter, haben wir ja auch Glück, finden stabile Meereisplatten und können mit den Passagieren darauf "anlanden".

So geht es mit der Meereisbildung weiter:

Bei leichter Wasserbewegung zerbricht die erste Eishaut zu kleinen Platten

Die Platten wachsen in Dicke und Größe und schieben sich übereinander

So entsteht im Laufe der Zeit Pfannkucheneis

Durch weiteres Frieren und Zusammenschieben der "Pfannkuchen" ensteht schließlich eine geschlossene Meereisdecke.

Meereis - da war doch noch was. Ja, in den letzten Tagen habe ich noch einige neue Veröffentlichungen gelesen. Eine vom Goddard Space Flight Center über den neuen Rekord der antarktischen Meereisbedeckung im September 2014. Auf einer anderen US-basierten Website, auf der diese Meldung in über 190 Kommentaren diskutiert wird, hat ein verkanntes Mathematik- und Klimaforschungsgenie die Erklärung gefunden warum es eigentlich gar kein Klimaproblem gibt. Schon gar nicht in der Arktis. Er interpretiert eine Grafik, die den Rückgang der Meereisbedeckung in der Arktis seit 1979 zeigt, wie folgt:
Die Maximalausbreitung des Meereises (Winter) ist seit 1979 um ca. 2,6% pro Dekade zurückgegangen. Die Minimalausbreitung des Meereises (Sommer) ist seit 1979 um rund 9% pro Dekade kleiner geworden. Also, schreibt er, hat es seit 1979 pro Dekade 6,4% mehr Meereisbildung gegeben.
Herzlichen Glückwunsch! Da können wir ja alle beruhigt schlafen - und morgen früh mit dem Auto beim Bäcker nebenan die Brötchen holen fahren. Natürlich nur wenn die Bäckereikette die Brötchenrohlinge aus Fernost einfliegen läßt. Schließlich kosten die dann weniger.
Jetzt ist es doch passiert. Erst der vierte Blogeintrag und ich habe schon etwas schief gerückt.
Hier noch etwas zum Abkühlen:

Das Foto zeigt einen Ausschnitt einer Spalte, in der das Eis magisch blau leuchtet.
Das blaue Leuchten im Eis zieht mich magisch an.

Das Bild zeigt eine Eisbergoberfläche, die wie ein Golfball aussieht mit ihren vielen muldenartigen Vertiefungen.
Oberfläche eines Eisbergs


1 Kommentar:

  1. Bei solch schönen Artikeln und Photos fällt es schwer daheim zu bleiben. Wir alle hier wünschen Dir eine gute Saison und komm gesund und munter wieder zurück. Wir freuen uns schon auf Deine Berichte.

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